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Werte in Organisationen – Warum Tassen und Poster nicht reichen

20.01.2025 / Organisationsentwicklung / Autor(en):

Werte sind kein Dekor – sie sind ein Führungsinstrument

A cup labeled with the words trust, respect and excellence

Viele Organisationen drucken ihre Werte auf Tassen, verteilen Plakate oder erwähnen sie in Hochglanzbroschüren. Das ist gut gemeint, trägt aber selten zur echten kulturellen Veränderung bei. Denn Werte wirken wie die Wurzeln einer Seerose: Sie liegen unter der Oberfläche und sind auf den ersten Blick gar nicht sichtbar. Genau deshalb ist es anspruchsvoll, eine werteorientierte Kultur zu etablieren – und gleichzeitig liegt darin die große Chance für wirksame und zukunftsorientierte Führung.

Das Seerosenmodell: Werte, Haltungen, Verhalten

In Anlehnung an: E. Schein (2010) Organizational Culture and Leadership.

Stellen Sie sich eine Seerose vor. Unter der Wasseroberfläche befinden sich die Wurzeln: Die Werte einer Organisation. Aus ihnen „wachsen“ die Haltungen oder Tugenden (der Stiel), die später unsere Handlungen prägen. Die Blüte – was oberhalb des Wassers sichtbar ist – entspricht dem beobachtbaren Verhalten.

  • Werte (Wurzeln): Tief verankert, schwer und nur langfristig zu verändern.
  • Haltungen (Stiel): Tugenden, die wir einnehmen und durch Feedback oder gegenseitige Ermutigung stärken können.
  • Verhalten (Blüte): Beobachtbare Handlungen, die sich steuern und bewusst vorleben lassen.

Hier setzt werteorientierte Führung an: Anstatt nur über Werte zu sprechen, definieren wir gemeinsam konkrete Tugenden und gewünschte Verhaltensweisen. Das ermöglicht eine echte Orientierung im Alltag und lässt Kultur lebendig werden.

Warum reine Kommunikation nicht genügt

Werte brauchen Übereinstimmung und Vorleben. Niemand wird sein Verhalten ändern, nur weil es einen neuen Slogan oder eine bedruckte Tasse gibt. Kultureller Wandel entsteht durch Haltung und Verhalten:

  1. Vorbild sein: Führende müssen die gewünschten Werte im Alltag vorleben.
  2. Feedback geben: Regelmäßiges und konstruktives Feedback fördert die Reflexion und gibt Orientierung.
  3. Verbindliche Vereinbarungen treffen: Teams brauchen Klarheit darüber, welches Verhalten gewünscht ist – und welches nicht.

Werte als Führungsinstrument

Gut etablierte Werte helfen Führungskräften, gezielt auf das Verhalten in ihren Teams einzuwirken. Wenn ein Wert beispielsweise „Respekt“ ist, dann kann eine Führungskraft für Situationen, in denen Respektlosigkeit auftritt, klare Orientierung geben: „Wir haben uns gegenseitig Verbindlichkeit und Wertschätzung versprochen – das hier entspricht nicht unseren Absprachen.“ So entsteht ein gemeinsamer Bezugsrahmen, der das Handeln leitet.

Der xpand DNA Explorer

Um Werte für die eigene Organisation zu erforschen, haben wir bei xpand den DNA Explorer entwickelt:

Das Tool ermöglicht es, für konkrete Ziele oder Teams passende Werte zu identifizieren und vertiefend zu erforschen. Hier ergänzen wir das Modell von Friedemann Schulz von Thun, das sogenannte Wertequadrat. Es hilft, Werte in Balance zu bringen und ihre „Kehrseite“ zu verstehen. So erkennt man schneller, wann ein Wert übertrieben wird oder in seinem Gegenwert unterrepräsentiert ist.

Jeder Wert erhält im DNA Explorer drei passende Haltungen bzw. Tugenden, die ihn greifbar machen. Dazu werden Beispiele für erwünschtes (Dos) und unerwünschtes Verhalten (Don’ts) beschrieben. So entsteht aus abstrakten Begriffen ein konkreter Handlungsrahmen, der im Team diskutiert und gemeinsam vereinbart werden kann.

Kollaboration und Commitment statt Top-down

a creative meeting with post its in a modern team

Damit Werte in Organisationen wirklich gelebt werden, müssen alle relevanten Akteure einbezogen werden. Wir setzen kollaborative Tools und Workshops ein, um das Buy-in von Führungskräften und Teams zu sichern. Nur wenn sich alle gemeinsam auf Werte, Haltungen und beobachtbares Verhalten verständigen, wird Kultur auf Dauer tragfähig. Und damit wird werteorientierte Führung zu einem starken Instrument, das Organisationen resilienter, vertrauensvoller und letztlich erfolgreicher macht.

Fazit

Werte auf Tassen oder Plakaten sind ein schöner Impuls – aber sie ersetzen nicht das Verankern von Haltungen und Verhaltensweisen in der Organisation. Wer Kulturentwicklung ernst meint, investiert in echte Auseinandersetzung und gemeinsame Vereinbarungen. Das Seerosenmodell macht sichtbar, dass Werte viel tiefer liegen als bloße Kampagnen. Gleichzeitig zeigt es, wie wichtig es ist, sie im beobachtbaren Verhalten konkret werden zu lassen. Genau diese Klarheit unterstützt Führungskräfte bei ihrer täglichen Arbeit und stärkt eine Kultur, die Menschen in ihrer Entwicklung fördert.

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Christian Freitag

Autor

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